Passend zum Thema Industrialisierung unternahm die KS1 im Leistungskurs Geschichte von Herr Steinbrenner eine Exkursion zu einem Weltkulturerbe in Deutschland, der Völklinger Hütte. Es handelt sich um eine inzwischen veraltete Fabrik im Saarland, in der Eisenerz zu Stahl verarbeitet wurde.
Die Führung begann im Inneren der Fabrik, wo der Tourguide den Prozess der Eisenverarbeitung genauer erklärte. Er stellte auch klar, dass als Produkt dieser Verarbeitung nicht nur Stahl bliebe, sondern auch sehr viel Staub, der sogenannte Sinterstaub. Dieser beeinträchtigte einen großen Umkreis der Fabrik. Die rotbraune Staubwolke als Nebenprodukt der Stahlverarbeitung verdunkelte dort vor nicht allzu geraumer Zeit die Sonne. So ging es aber nicht nur den Menschen ringsum vom Kraftwerk, sondern auch den Arbeitern darin.
Dreckige Luft zum Atmen, schlechte Sicht, gehörschädigender Maschinenlärm; damit kämpfte man als Arbeiter tagtäglich. Der Tour-Guide erzählte sogar von einer spröden Schicht, die sich um die Haut bildete, wenn man zu lange dem Staub ausgesetzt war. Als Arbeiter war man diesen schlechten Bedingungen lange genug ausgesetzt, 56 Stunden die Woche. Man musste sich außerdem nach den Maschinen richten, wenn man eine Pause machen wollte. Maschinen machen fast nie eine Pause. Durch dieses Kräfteungleichgewicht zwischen Mensch und Maschine und jenen schlechten Arbeitsbedingungen kam es zu ca. 2500 Arbeitsunfällen im Jahr, wobei die leichten Arbeitsverletzungen hier gar nicht mitgezählt wurden. Dennoch muss man gutheißen, dass für die Arbeiter des Stahlwerks wenigstens ein exklusives Krankenhaus gebaut wurde.
Es hat sich aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht gelohnt, denn die Fabrik im Saar produzierte nur durch die zahlreichen Werktätigen massenhaft besten Stahl, welcher insbesondere im zweiten Weltkrieg für die Helme der deutschen Soldaten verwendet wurde, ebenfalls für viele anderen Waffen.
Als dann im Zweiten Weltkrieg viele Arbeiter für das Vaterland in den Krieg ziehen mussten, brauchte die Völklinger Hütte neue Arbeiter. Die Frauen der ehemaligen Arbeiter reichten aber nicht für alle Aufgaben in der Fabrik aus, also verrichteten Zwangsarbeiter, darunter viele Italiener, die restlichen Tätigkeiten für die Herstellung von Stahl. Schon Hermann Röchling, der später alleinige Inhaber der Völklinger Hütte, wusste, dass Politik und Wirtschaft nicht zu trennen sind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Saarland unter französische Verwaltung. Nach einer Volksabstimmung über den Status des Saarlands wurde das Bundesland jedoch 1957 Teil der Bundesrepublik Deutschland. In den 1950er und 1960er Jahren erreichte die Produktion ihren Höchststand und es arbeiteten 17 000 Menschen im Werk. 1986 wurde das Werk im Zuge des Strukturwandels stillgelegt.
Nachdem auch dieses Industriewerk von der Zeit zurückgelassen wurde, fragte man sich, wie nun dessen Zukunft aussehen sollte, woraufhin die UNESCO zu einem Weltkulturerbe machte. Heute wurde die von den Ortsansässigen „Hütte“ genannte Fabrik schon längst stillgelegt. Jetzt ist es nur noch beeindruckend, in welch großem Stil schon damals gebaut werden konnte, welch Komplexität und Einfallsreichtum in der Welt der Architektur schon damals zu finden war.
Auch wenn Europa, insbesondere Deutschland, in der Industrialisierung wirtschaftlich und erfinderisch erhebliche Fortschritte verzeichnen konnte, vernachlässigte man das gewöhnliche Volk, beziehungsweise ließ man überhaupt zu, dass es so etwas wie das gewöhnliche Volk gab. Die Völklinger Hütte ist ein Musterbeispiel dafür, dass man, nur weil man etwas kann, es nicht unbedingt machen sollte.