Vortrag: Warum zweifeln Menschen am anthropogenen Klimawandel?

Warum leugnen Menschen den anthropogenen Klimawandel? Welche Falschinformationen kursieren und warum werden diese immer noch verbreitet, obwohl sich eigentlich alle seriösen Naturwissenschaftler zu diesem Thema einig sind? Wer hat ein Interesse daran, dass Zweifel und Klimawandelleugnung auf der Tagesordnung bleiben? Und wie geht man um mit Menschen aus dem eigenen Bekanntenkreis, die den menschgemachten Klimawandel abstreiten und Verschwörungstheorien zu diesem Thema verbreiten?

Um diese Fragen drehte sich der Vortrag, den Professor Dr. Frank Best aus Konstanz am 6. 12.2024 im Rahmen der Entdeckerschule vor allen zehnten Klassen gehalten hat. Freundlicherweise wurde uns für diese Veranstaltung der Anna-Reiss-Saal der Reiss-Engelhorn-Museen zur Verfügung gestellt, so dass die Schülerinnen und Schüler fast echte Uni-Atmosphäre kosten konnten.

Professor Best ist von Haus aus Wirtschaftsingenieur und unterrichtet an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz als Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Management. Er forscht in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Klima und Energiepolitik“ des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung zum Thema Treibhausgasbepreisung, also z.B. zu CO2 -Steuern und Emissionshandelssystemen. Als er begann, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu posten, bekam er – am Anfang zu seinem Erstaunen – viele Kommentare, die gar nichts mit dem eigentlichen Themen zu tun hatten, sondern die grundlegenden Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel anzweifelten. Das machte ihn neugierig, und er begann, sich tief in die Materie einzuarbeiten.

Zu Beginn des Vortrags präsentierte Herr Best eine kurze Zusammenfassung der wissenschaftlichen Beweise zum menschengemachten Klimawandel, um dann schnell zu den gängigsten „Argumenten“ der Klimawandelleugner zu kommen und die Strategien dahinter zu zeigen. Es folgte die Frage, warum denn überhaupt so viele Fehlinformationen zum Thema Klima kursieren und seit 150 Jahren bekannte, tausendfach bewiesene wissenschaftliche Erkenntnisse immer noch angezweifelt werden. Und warum Menschen ohne wissenschaftliche Ausbildung denken, sie hätten eines der kompliziertesten Forschungsgebiete mit Banalitäten widerlegt?

Herr Best zeigte auf, dass Falschinformationen oft von nur wenigen oder sogar einzelnen Quellen in die Welt gesetzt und dann über die sozialen Netzwerke verteilt werden. Dutzende, wenn nicht Hunderte Originaldokumente und Zeugenaussagen belegen die systematische Desinformation zum Klimawandel durch große Ölkonzerne über die letzten 40 Jahre. So weiß der Ölkonzern Exxon schon seit über 40 Jahren über die Risiken der globalen Erwärmung Bescheid. Aber anstatt die Ergebnisse zu veröffentlichen und die Bekämpfung des Klimawandels in die Hände zu nehmen, flossen große Geldbeträge und wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen, um den menschgemachten Klimawandel zu leugnen oder zumindestens gezielt Zweifel daran zu säen. Forscher gehen von vielen 100 Millionen EUR Finanzierung pro Jahr für Lobbyismus und Verbreitung von Falschinformationen aus. Das scheint sehr viel; bei Gewinnen von ca. 3 Milliarden EUR pro Tag fällt dies aber kaum ins Gewicht. Diese gezielten Strategien der fossilen Lobby belegte Herr Dr. Best mit zahlreichen Quellen sehr eindrucksvoll.

Es blieb die Frage, warum viele Menschen das übernehmen und so bereitwillig die Wissenschaften ablehnen und Verschwörungstheorien verbreiten. Und wie man damit umgeht, wenn man im Familien- oder Bekanntenkreis auf solche Personen trifft. In vielen Fällen ist die Klimawandelleugnung nur der Ausdruck anderer Motivationen, Sorgen oder Ängste. In vielen Fällen kann das die Ablehnung von notwendigen Veränderungen sein. Es kann auch die Sorge vor eine Bevormundung oder Kontrolle durch staatliche Stellen sein. In vielen Fällen liegt ein grundsätzlicher Vertrauensverlust in offizielle Institutionen vor. Das hat oft individuelle Ursachen, die in den Erfahrungen liegen, die solche Personen in ihrem Leben gemacht haben. Beispielsweise kann eine schwere Erkrankung und die Erfahrung, dass keiner wirklich helfen kann, einen Vertrauensverlust in die Schulmedizin und in der Folge auch in andere Institutionen bewirken. Zudem kann das Gefühl, Fehler oder sogar Verschwörungen in der Gesellschaft aufgedeckt zu haben, ein Gefühl der Wichtigkeit und der Zugehörigkeit zu einer ausgewählten Gruppe von „Wissenden“ erzeugen.

Im Umgang mit Wissenschaftsablehnung empfahl Dr. Best, sich gut zu überlegen, wie viel Zeit man einsetzen möchte und welche Ziele man verfolgt. Im engen Umfeld kann man versuchen, interessierte und skeptische Menschen auf einer gemeinsamen Vertrauensbasis durch Fakten zu überzeugen. Wenn Familienmitglieder oder Freunde tatsächlich sehr ideologisch argumentieren ist eine Diskussion über das Thema dagegen meist sinnlos; es wird empfohlen, das Thema zu meiden und versuchen, einen vertrauensvollen Kontakt zu halten, um ein weiteres Abrutschen zu verhindern.
Zusammenfassend durften wir einen sehr informativen, aber auch unterhaltsamen Vortrag zu einem aktuellen und wichtigen Thema hören, bei dem viele Augenöffner und wichtige Erkenntnisse dabei waren. Wir danken Herrn Dr. Best, dass er den weiten Weg von Konstanz auf sich genommen hat. Das war eine tolle Bereicherung für uns.