„Woyzeck“ – Drama am LFG

‚Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen. Nichts, nichts wir selbst.‘

Der Mensch als Marionette – ausgeliefert seinem Schicksal und seiner Umwelt – so lässt Georg Büchner 1835 in seinem Drama ‚Dantons Tod’ seine Figur Danton unser Leben charakterisieren.

Ganz wörtlich genommen hat das Zitat die Theatergruppe ‚Mobile Spiele‘, die am 17.10. am LFG ein Gastspiel gab. Hier spielte Rouven Honnef in einer mitreißenden One-Man-Show das Drama ‚Woyzeck‘ vor einem Publikum – den Leistungskursen im Fach Deutsch – das sich unweigerlich mitten in dem dramatischen Beziehungs- und Gesellschaftsdrama wiederfand. Lediglich durch einen wackligen Drahtzaun vom Geschehen auf der Bühne getrennt, konnten die Zuschauer sich unmittelbar in die Figuren des perfiden Doktors, des gemeinen Hauptmanns, des eingebildeten Tambourmajors oder der im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den beiden Männern Woyzeck und dem Tambourmajor hin- und hergerissenen Marie hineinversetzen.

Denn, und das war das Besondere an dieser Inszenierung, alle Rollen bis auf die titelgebende Hauptfigur, Woyzeck, wurden durch lebensgroße, marionettenartige Puppen verkörpert, die der Hauptakteur selbst lenkte. Dadurch entstand eine fesselnde Atmosphäre, die die Betrachter mit in den drahtenen Käfig, in dem Woyzeck sich befand, ja sogar gefühlt mit in dessen Kopf nahm.

‚Was gafft ihr so?‘ heißt es im Stück, und wirklich: Sprachlos verfolgte man den Gang des Stückes, und obwohl der Ausgang den SchülerInnen (theoretisch) bereits aus der Lektüre des Dramas bekannt war, blieb es bis zuletzt spannend.

‚Still… es geht was!‘ So flüstert der rastlose, verwirrte Woyzeck zu Beginn des Stücks.
Diese Vorstellung hat noch viel mehr gemacht als das Publikum zu Nachdenken anzuregen.
Sie hat Lust gemacht auf Theater!
Dies bewies auch die ausführliche, angeregte Fragerunde nach der Aufführung.
Ja, ‚es geht was‘ am LFG, und alle, die dabei waren, werden dieses Erlebnis nicht so schnell vergessen.
Möge das Stück uns allen dabei helfen, weniger ‚Marionetten‘ zu sein und stattdessen die Gesellschaft aktiv zu verändern!

E. Genthner, KS2f