Aus dem Klassenzimmer – An die Front

Der Roman „Im Westen Nichts Neues“ von Erich Maria Remarque zählt zu den bedeutendsten Werken der deutschen Literatur. Wir, die KS1f, hatten im Deutsch-Leistungskurs von Frau Genthner die Gelegenheit, den Klassiker als Theaterstück live im Klassenzimmer zu erleben.

Vier Schauspielerinnen aus dem Nationaltheater Mannheim besuchten unseren Deutsch-Kurs und nahmen uns kurz nach offiziellem Beginn der Schulstunde direkt mit an die Westfront in das Jahr 1917.

Die ursprünglich als Roman verfasste Geschichte des Ich-Erzählers Paul Bäumer und seiner Freunde konnten wir dadurch hautnah verspüren. In die Schuhe der Protagonisten zu schlüpfen ging leider nicht, dennoch gab es in folgender Art
und Weise eine direkte Beteiligung am Geschehen: Freie Sitzplätze, leere Tische und Fensterbänke wurden genutzt, einzelne Schüler wurden mit dem Namen einer Figur angesprochen und haben Fragen gestellt bekommen, als wären sie wirklich in der Diskussion oder im Gespräch mit der Protagonistin, wodurch wir die Gefühle, Gedanken und Herausforderungen der Figur aus erster Hand erleben und dadurch ein tieferes Verständnis für die Situation entwickeln konnten. Wir als Zuschauer haben uns am meisten in der Situation miteinfühlen können, als die Protagonistin jedem Individuum im Raum eine Gasmaske verteilte und aufsetzen ließ.

Das Theaterstück im Klassenzimmer erfordert, dass man sich als Schüler in die Perspektive der Soldaten des Ersten Weltkriegs versetzt. Man muss die Grausamkeit des Krieges, den Verlust von Freunden und die psychischen
Belastungen, mit denen die Protagonisten konfrontiert sind, nachempfinden. Dies fördert Empathie und Verständnis für die historische Bedeutung des Krieges und seine Auswirkungen auf das Leben der Menschen.

Die Aufführung des Theaterstücks regt uns zum kritischen Nachdenken an und ermutigt uns unsere Meinungen zu äußern. Durch eine abschließende Fragerunde konnten wir der Schauspielerin Fragen stellen, Diskussionen führen und reflektieren, wodurch wir von der Front wieder ins Klassenzimmer zurückgeleitet wurden.

Aylin U., KS1f

Nachtrag (E. Genthner):

Der Lehrer ist es in „Im Westen nichts Neues“ , der den Jugendlichen einredet, in den Krieg zu ziehen. Tatsächlich beginnt so nicht nur das Theaterstück, sondern auch der Krieg, für diese Heranwachsenden im Klassenzimmer. Umso eindrücklicher war es, das Stück auch in einem Klassenzimmer zu erleben.

Mit dabei:

Timur aus der Ukraine, der mit seiner Familie in Deutschland einen sicheren Ort gefunden hat, während in seiner Heimat Krieg herrscht – im Jahr 2023 – und der nur zufällig just an jenem Tag in unserer Deutschstunde anwesend war, da er eigentlich noch die Klasse 10 besucht.

24 junge Erwachsene, von denen die meisten genau in dem Alter sind, in dem der Protagonist des Romans und seine Mitschüler in den Krieg ziehen, und von denen die meisten gar nicht oder aber psychisch und/oder physisch krank zurückkehrten.

Die Lehrkraft, die einmal mehr begreift, was Remarque bereits schrieb: „Sie [Lehrer] sollten uns Achtzehnjährigen Vermittler und Führer zur Welt des Erwachsenseins werden, zur Welt der Arbeit, der Pflicht, der Kultur und des Fortschritts, zur Zukunft.“

„Im Westen nichts Neues“ erzählt eine Geschichte, die, nicht nur aufgrund ihrer Neu-Verfilmung, im Jahr 2023 nichts an Aktualität eingebüßt hat.