Ballettschuhe
Nach der Schule bin ich zuerst an das Stadttheater in Mannheim gegangen, ich wollte Tänzerin werden. Ich bin dort angenommen worden und habe Ballettunterricht bekommen. Es ging nicht lange, dann kam die Kriminalpolizei und hat mich zur Zwangsarbeit abgeholt. Das Theater, meine Ausbildung wurde mir verboten. […] Ich hatte eine Vorarbeiterin, die sagte manchmal zu mir, ich soll kommen und für sie tanzen. Sie sah mir gerne zu beim Tanzen. […] Wenn diese Vorarbeiterin nicht gewesen wäre, wäre ich bestimmt nach Auschwitz abgeholt worden.
Wie den meisten Sinti und Roma wurde auch Magarete Steinbach im Jahr 1940 der Zugang zu ihrer Ausbildung verwehrt. Anschließend leiste sie Zwangsarbeit bei den Süddeutschen Kabelwerken in Mannheim. Bereits während ihrer Ausbildung wurde Magarete mit vierzehn Jahren zwangssterilisiert. Für das junge Mädchen ändert dies ihren gesamten Lebensverlauf. Mithilfe ihrer Großmutter kann sich Magarete schließlich versteckt halten und überlebt den Holocaust. Für den Schaden aufgrund der verbotenen Ausbildung bekommt sie viele Jahre später 6000 Mark Entschädigungszahlungen. Für ihre Zwangssterilisierung und damit verbundene Gesundheitsschäden erhält sie zunächst keine Entschädigung. Erst in den 80er-Jahren kann der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma eine Rente für Magarete Steinbach durchsetzen.